Vorschau
Rudolff der ander vnd 60. Bischoff


welt, dan Zu Niclaushausen, were dahin khome, vnd die Junckfrauen Marien da
[1] ehret, der hette vergebung aller sunden, Ferrner hette ime vnser Fraw Zu Predigen
beuolhen, das hinfur khain Bapst, Kaiser, Kunig, Furst, noch andere Gaistliche oder
Weltliche Obrigkait mer sein, sunder dieselben gar abgethan werden, ain Jeder des an-
dern Bruder sein, vnd die narung mit seinen selbs handen vnd Arbait gewinnen, auch
kainer merhaben soltte dan der ander. Das alle Zins, gulte, Zehend, besthubt, hand lohn,
Zoll, Steur vnd bete abgethan, nit mer gegeben werden, auch die Wälde, Wasser, Wun
vnd waide allenthalben frey sein soltten, vnd dergleichen Artickel mer. Diß
Predigen tribe er von der Fasten an, biß in die Wochen nach Sant Chilians tagk,
alwegen vf die Sontag vnd andere Feyrtage, oder so sunst ain grosse versamlung
[2] Volcks dahin khame, Am ersten liefen die negsten Nachpaurn aus den vmbligenden
Fleckhen, an der Tauber, vnd im Schipfergrund Zu, darnach von dem Oetenwald vnd
gantzem Maintal, auch vom Necker vnd Kochen. Zum letzten bracht das Landgeschray
vnd sein gesel der Furwitz, ser vil volcks dahin, vom Rein, aus Franckhen, Schwaben,
vnd Bayrn, Frauen vnd man, Jung vnd alt, (das auch etwas zuverwundern ware),
Liefen die Handwercksknechte aus der werckhstat, die Baurenknecht von den Pflug(en)
vnd die graßmaidlein mit Jren Sichelstumpfen on alles vrlaub Jrer Maister vnd
herschafft dahin, liessen ligen vnd sthen, Wercktzeug, Pfluge, Pferd, Kötzen vnd an-
ders, vnd eileten ghein Niclaushausen, in den Claidern, darin sy dise tobsucht be-
griffe. Der merer thail aus Jnen hetten khain Zerung, die aber Zu den sy vf dem
[3] Weg einkherten, versahen sy mit essen vnd trincken; vnd ware der grus Zwischen
Jnen allen nit anders dan bruder vnd Schwester, Vast ain Jede Frau oder Maidt
liese ain Zopf von Jrem Kopf da, vnd in sonderhait die Jenigen so hubsch har hetten,
So bracht ain jede Statt, Marckt, oder Dorf, Jrem vermögen nach, ain grosse wich-
[4] sene Körtzen dahin, vnd gefiele sunst vil Opfers von gold, gelt, Claidern, Clainotern,
[5] vnd andrem, Der Bauckher Hans Beheim, den sy den Heyligen man nenneten,
truge ain Zotete Kapen vf, daran warden Jme von den Wallern, die Zotten alle
abgerissen, dan were ain Clains stuckhlein von Ainem Zotten gehaben mochte, der
mainte er hete des Haies aus der Krippen zu Betlehem, oder sunst Köstlich heyl-
igthumb. Er Predigt vf ainer vmbgesturtzten Kuffen, vnd ware der Schrifft vnge-
lert, aber gewonlich stunde der Pfarherr im Dorf am negsten darbey, der ime einblies,
Vnd wan er ein Predig gethete, so hiesse er das Volckh vf den negsten Sontag od(er) Feir-
tag widerkhomen, vnd sagt dabey, das vf denselben tag Zwier souil volcks da sein wurde,
als Jtzund, das beschahe auch, vnd wart er für ain grossen ProPheten gehaltten.
Man sagt für glaublich das mer dan aines bey Viertzig Tausent menschen vf ain tag
dahin khomen sein, Da waren Köche, Wirte, Krämere, vnd allerlay handwercks leut
mit Jrer handierung nit anders, dan wie in ainem grossen gewaltig(en) Krieg vnd Veldlager,



[1] Gibet für, das Jhme die H. Jungfrau Maria vihl ge- offenbaret, Wie es künfft- ig gehen werde.

[2] Grosser Zu lauff deß Volkhs von Vihlen orthen her.

[3] Gruß der Wallenden Bruder vnd Schwester

[4] Vihl opffer

[5] Der Baukher wirdt vom Volkh genant Der H(eilig) Mann, trug ein Zottete kappen vff, hielten dise kappen hailg, alß köstlich heil- igthumb.


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